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Das veränderte Bewustsein einer Ameise und was ich damit zu tun habe

 
 
  Autor:Lothar  
 
  Mein Leben begann als Bioeinheit einer komplexen Naturstruktur ohne bewußte persönliche Eigenverantwortung.       Diese Struktur hat sich seit Millionen von Jahren bewährt und durchgesetzt.Der Mensch bezeichnet mich als Ameise oder Ungeziefer.     Von all diesen Dingen hatte ich bei Zeiten nicht  die Spur einer Ahnung.     Mein Tagesablauf war darauf “beschränkt”,mich instinktiv durch die für mich zum Teil lebenswichtigen Geruchs- und Geschmacksstoffe steuern zu lassen.                                                                        Ich weiß nicht mehr genau ,wann und wie es passiert ist.Ob durch den Blitzeinschlag in unsere Kolonie,oder durch die toxischen Dämpfe die nach dem Einschlag bei dem Brand entstanden.Auf jeden Fall war ich nach dem aufwachen aus dem Koma in panischer Angst,denn meine Sichtweise der Dinge hatte sich total verändert.                                                                            Selbstverständlich konnte ich meine Umgebung nach wie vor mit meinen angebohrenen Sinnesorganen genau beurteilen.Der Geruch meiner Art,ob Freund oder Feind.Auch der starke Druck,jetzt sofort die Brut meiner Königin zu sichern und mit dem Wiederaufbau zu beginnen war sehr dominant.Aber etwas hatte sich verändert,denn ich konnte jetzt diesem Druck wiederstehen und die anstehenden Aktionen hinterfragen.

Zu diesem Zeitpunkt stand ich noch unter Schock und beobachtete meine Umgebung fassungslos.                   Um mich herum war ein heilloses Durcheinander.Duftmarken mußten gesetzt und Spuren gelegt werden um den Wiederaufbau zu organisieren.                     Unsere Soldaten sicherten die Konvois der Arbeiter,um einen imaginären nicht erkennbaren Feind(den Blitzschlag)nicht nochmal zum Zuge kommen zu lassen.Die Soldaten waren auch die ersten,die dann auf mein sonderbares Verhalten aufmerksam wurden.       Ich stand einfach im Weg.                           Meine Teilnahmslosigkeit erregte aber nur kurz ihre Aufmerksamkeit.Ich wurde zigmal überprüft,als eigene Art registriert und somit von der Tötung verschont.Nachdem ich mich langsam von dem Schock erholt hatte,lief ich zu einem Hügel.Jedesmal,wenn ich eine Duftspur überquerte,mußte ich instinktiv anhalten,um diese zu überprüfen. Mich durchströmten sofort alle Informationen dieser Spuren.Länge ,benutzte Häufigkeit,Richtung des Baus. Ich konnte mich aber immer wieder davon befreien und lief,entgegen aller angeborenen Instinkte,quer zu den Spuren.Richtung Hügel.ameise

 Nach unzähligen Witterungskontakten mit den Soldaten erreichte ich schließlich den zweithöchsten Punkt des Hügels.Nach dem absichern auf fremde Biospuren fing ich sofort an meine Umgebung zu beobachten.Was ich jetzt sah,verschlug mir sofort den Atem.  Ich konnte zum erstenmal den Anfang und das Ende einer überfüllten Ameisenspur mit einem einzigen Blick verfolgen.Es war faszinierend.Mein angeborenes Verhalten wollte das auch gleich mit Duftmolekülen in der Luft vergleichen,um das gesehene noch mal mit meinen Rezeptoren abzugleichen.Aber aus dieser Distanz heraus war das gesehene mit den geschmeckten Düften nicht erklärbar.Also mußte es etwas geben,was außerhalb meiner Sinneseindrücke liegt. Ich fing an ,mir Fragen zu stellen..... Warum ist unsere Kolonie gerade hier,warum bin ICH hier,warum habe ich gerade das Glück eine Ameise zu sein?Warum...warum..warum??Bei der Frage was sich wohl hinter dem Hügel verbirgt,hielt ich inne und machte mich gleich auf den Weg. // 

                                                                                                          Ich heiße Lothar,bin ein Mensch und man behauptet von uns eine Fehlkon- struktion der Natur zu sein.Die meisten meiner Art glauben an die Unfehlbarkeit ihrer Rasse,und haben die Annahme,etwas intelligenteres gibt es nicht auf dieser Welt.Im gleichen Atemzug tötet dieser Mensch aus niederen Gründen,raubt der Natur die letzten Recourcen und schneidet sich dadurch seinen eigenen Lebensnerv durch.         Ich weiss nicht mehr genau ,wann es passiert ist und wie,aber eines Nachts wachte ich schweißgebadet auf und schaute durch mein Dachfenster in den Sternenhimmel.Ich öffnete das Fenster und ein wohliger Geruch durchströmte meinen ganzen Körper.So etwas hatte ich noch nie erlebt.Ich hatte das Gefühl,ich rieche die Nacht.Ich spürte den kommenden Sonnenaufgang,den Zeitpunkt,die Intensität,die Richtung.           An der Luftdruckveränderung erkannte ich die kommende Wetterlage,und mir schien,als spürte ich die noch schlafenden Menschen in meiner Umgebung.    Aber ich konnte das alles nicht begreifen.                                                            Ich begann,nicht mehr über alles nachzudenken,sondern überlies mich immer mehr meinen Gefühlen.Inzwischen lag ich draußen im meinem Garten und schmeckte,fühlte und roch alles in mir auf was ich kriegen konnte.                  Den Wecker ,der jetzt im Haus versuchte,mich zur Arbeit zu schicken,nahm ich nur noch unbewußt wahr.Ich zog mich an,um mich vor Witterungseinflüßen   zu schützen und aß etwas,um meinen Hunger zu stillen.Dann verfiel ich in einen unerklärbaren Drang,die Stadt zu verlassen um einen Duft zu folgen.    Meine Gefühlswelt empfand ich in diesem Moment als befreiend und sorglos.  Ich machte mir um nichts Gedanken und folgte nur meinen Instinkten.           Natürliche Feinde gab es nicht für den Menschen,also gab es keinerlei Bedrohung für mich in meiner aufgenommenen Witterung.                               Ich hatte nur ein Ziel,diese Duftspur zu folgen.Das Magnetfeld und der Stand der Sonne zeigten mir die Richtung in der Spur.Und so befand ich mich bald außerhalb der Stadt.-----------------------------------  

                                                 Der Hügel hatte eine Höhe von ca.eineinhalb mittlerer Versorgungsstraßen   unserer Vorstellung.Ein Weg,der für mich nicht sonderlich anstrengend war.Der Ausblick den ich von hier hatte war phantastisch.Vor mir tat sich ein Tal mit seltsamen Bauten und Formen auf.Diese Bauten waren alle so wunderschön symmetrisch und nichts im Vergleich zu unseren einfältigen Hügeln.Auch die Verbindungswege zu den unterschiedlichen Bauten waren rechtwinklig oder mit sauberen Kurven.Ich fragte mich,welche Ameisenart so etwas bauen konnte.Auf deren Futterstraßen herrschte reger Betrieb.Die Arbeiter waren sehr vielfältig in ihrem Aussehen und ihrer Größe.Es war so faszinierend,das ich mich erst mal setzen mußte.Ich konnte sogar sehen,wie deren punktförmige Fühler oftmals die Farben wechselten,aufblinkten und wieder verloschen.Wieder hämmerten Fragen über Fragen in mein noch junges Bewußtsein.Wo ist dort die Königin?Was befindet sich hinter der Kolonie?Ist dort die Welt zu Ende?Während ich mir diese Fragen stellte,tauchten immer wieder einzelne Späher meiner Art auf um nach neuen Futterquellen zu suchen.In meiner Euphorie stellte ich mich einer in den Weg und signalisierte ihr was ich entdeckt hatte.   “Schau hin,die Welt ist riesig und phantastisch.   Was meinst du,gibt es noch etwas hinter dieser riesigen Kolonie?”     Es gab keine Reaktion,sie richtete noch nicht ein mal die Fühler danach.Ich gab auf,und sie setzte suchend ihren Weg fort.Ich war maßlos enttäuscht.Warum sieht das keiner?Sowas kann man doch nicht ignorieren.Dann nahm ich mir vor,es später meiner Königin zu berichten.Plötzlich sah ich,daß einer dieser sonderbaren bunten Ameisen,oder was auch immer,die Futterstraße verließ und sich direkt in Richtung meines Hügels bewegte.Ich erschrak,diese Art wurde immer größer je näher es kam und es machte mir Angst. Haben die mich entdeckt?Ist das einer ihrer Soldaten der mich töten soll? Ich war gelähmt und fasziniert zugleich.                                ///      

                                                         Auf meinem Weg der mich aus der Stadt führte,fing ich an mich innerlich immer mehr zu verändern.Mein Wahrnehmungsvermögen fing an sich fließend zu verändern.Die gesehenen Formen verwandelten sich in bunte schimmernde Objekte mit einer schillernde Ausstrahlung in allen Regenbogenfarben.Ich konnte Infrarotstrahlung wahrnehmen als wenn ich früher nie anders gesehen hätte.Ich sah wie sich hinter Mauern die Menschen bewegten.Sah hinter den wolkenverhangenen Himmel die Vögel ziehen und Kleintiere in ihren Verstecken.Mein Geruchssinn verdreifachte sich,so empfand ich Fäkaliengeruch nicht mehr länger als unangenehm sondern als Informationen des Erzeugers.Wie sich mein Geruchsinn veränderte,so stieg auch der Drang in mir zu einem mir unbekannten Ziel zu gelangen.Es wurde langsam dunkler und der Geruch wurde immer stärker.Ich bog von der vielbefahrenen Hauptstraße ab auf einen mit Schotter belegten Wiesenweg.Der Weg führte zu einer kleinen Anhöhe,es roch immer stärker nach Verbranntem,wie nach einem Blitzschlag.Ich spürte das hier vor kurzer Zeit eine Tragödie stattgefunden haben muß.                Es war inzwischen dunkel geworden und ich setzte mich auf einen kleinen Hügel.Diesmal hatte die Nacht mich nicht blind gemacht.Meine neue Sichtweise ließ mich alles klar erkennen.Am Himmel über mir schienen die Sterne noch kräftiger zu leuchten.                     Ich sah gespannt auf das treiben einer Ameisenkolonie und spürte die Hektik, die geballte Lebenskraft.In meiner Nähe sah ich eine einzelne Ameise die von ihrer farblichen Aura ganz anders aussah als deren hektische Verwandte in der Kolonie.Auch ihr Verhalten war anders,sie schien mich anzusehen und genau zu beobachten.Ich beugte mich runter,um sie genauer zu studieren.Da wußte ich ,das sie etwas besonderes war.In meinem Unterbewußtsein formten sich fremde Laute,die ich aber sofort verstand und es mußte von der Ameise kommen.                                                     Es kam zu einem Dialog: 

      “Was für eine Art bist Du?”                                                                                   “Mensch”                                                                                                                    “Spürst Du daß Ich Angst habe?”                                                                        “Ja,aber mach Dir keine Sorgen”

“Lothar?

“LOTHAR???”

“ELKE!!            Das kann nicht sein....das ist doch schon so lange her”.           “Ich hab schon nicht mehr daran geglaubt,seit unserem letzten Wiedersehen ist eine Ewigkeit vergangen und jetzt treffen wir uns als..........ach egal.

“Ich bin so glücklich Dich wieder zu empfinden.”                                               “Ja Ich auch”

“Lothar?”                                                                                                               “Ja mein Liebes?"

 "Ich spühre Erinnerungen und mir wird warm und angenehm  .                                        “Ja Elke,ich fühle es auch .”

“Lothar?”                                                                                                                 “Ja”

“Weißt Du jetzt warum ich gehen musste,wo das Ende der Welt ist und was der Sinn des ganzen ist??”                                                                                                           “Nein,leider nein mein über alles geliebtes Wesen”                                           “Aber ich weiß,das unsere drei Sterne im Sternbild Orion noch da sind.”         “Schau..........leuchten sie nicht wunderbar?”                                                      “Ja mein Schatz,              laß uns dankbar sein,daß wir uns in den vielen hundert Jahren immer wieder sehen dürfen.”

Eine Welle im Ocean ist wie ein Hauch im Wind.                                                 Dein Traum ist ein Gedanke von mir,Wer wir auch sind.                                      Bist Du nicht da.........dann such ich Dich                                                             Bist Du da.........dann schau ich nach Dir                                                              Bist Du ganz nah........dann fühl ich Dich und bin glücklich.

Unsere Gedanken verschmelzten sich zu einer liebevollen Einheit.

Sie war Zeitlos aber nicht Unendlich.....................

“Lothar?”  Ich,   ich......                                                                                          ich glaub es wird jetzt wieder Zeit.”

Neiiiiiiiiiiiiiin,bitte nicht,             bleib!!

“Der Drang zu meinem Volk zurückzugehen wird immer stärker.                      Lothar ich liebe Dich!”

“Elke neiiiiiiiiin!!!....................

“Lothar sei stark,wir sehen uns doch wieder”                                                       “Ich spür,......ich fühl......ich muß.......Ich°^´``°*#´^°°°°°°°°°°°°°°°°^^^^

”VERLASS mich nicht........Oh Gott........!!

Eine Ameise läuft suchend umher,ihr Instinkt sucht nach Futterquellen.Sie schien nichts interressantes gefunden zu haben und lief ziellos den Hang hinunter.Doch einmal hielt sie inne und schaute zu mir zurück.Ich spürte das noch kurz aufflammende Bewußtsein,welches dann wie eine Kerze langsam erlosch.                                                                                                                      Sie drehte sich endgültig um und verschwand in der riesigen Masse ihres Volkes.                                                                                                                     Der einsetzende Regen wusch meine Tränen ab.Es fiel mir schwer nach Hause zu gehen,doch ich wußte,in einem späteren Leben würden wir uns wiedersehen Dann wachte ich auf und meine Elke nahm mich in den Arm und sagte mit zitternder Stimme:           “Gut das es dich gibt und das Du da bist”                

                                                                                                                      ENDE