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Mein Leben begann als Bioeinheit
einer komplexen Naturstruktur ohne bewußte persönliche
Eigenverantwortung.
Diese Struktur hat sich seit Millionen von Jahren
bewährt und durchgesetzt.Der Mensch bezeichnet mich als
Ameise oder Ungeziefer. Von all
diesen Dingen hatte ich bei Zeiten nicht die Spur
einer Ahnung. Mein Tagesablauf
war darauf beschränkt,mich instinktiv durch
die für mich zum Teil lebenswichtigen Geruchs- und
Geschmacksstoffe steuern zu
lassen.
Ich weiß nicht mehr genau ,wann und wie es passiert
ist.Ob durch den Blitzeinschlag in unsere Kolonie,oder
durch die toxischen Dämpfe die nach dem Einschlag bei
dem Brand entstanden.Auf jeden Fall war ich nach dem
aufwachen aus dem Koma in panischer Angst,denn meine
Sichtweise der Dinge hatte sich total
verändert.
Selbstverständlich konnte ich meine Umgebung nach wie
vor mit meinen angebohrenen Sinnesorganen genau
beurteilen.Der Geruch meiner Art,ob Freund oder
Feind.Auch der starke Druck,jetzt sofort die Brut meiner
Königin zu sichern und mit dem Wiederaufbau zu beginnen
war sehr dominant.Aber etwas hatte sich verändert,denn
ich konnte jetzt diesem Druck wiederstehen und die
anstehenden Aktionen hinterfragen. Zu diesem Zeitpunkt stand ich noch
unter Schock und beobachtete meine Umgebung
fassungslos.
Um mich herum war ein heilloses Durcheinander.Duftmarken
mußten gesetzt und Spuren gelegt werden um den
Wiederaufbau zu
organisieren.
Unsere Soldaten sicherten die Konvois der Arbeiter,um
einen imaginären nicht erkennbaren Feind(den
Blitzschlag)nicht nochmal zum Zuge kommen zu lassen.Die
Soldaten waren auch die ersten,die dann auf mein
sonderbares Verhalten aufmerksam
wurden. Ich stand
einfach im
Weg.
Meine Teilnahmslosigkeit erregte aber nur kurz ihre
Aufmerksamkeit.Ich wurde zigmal überprüft,als eigene
Art registriert und somit von der Tötung
verschont.Nachdem ich mich langsam von dem Schock erholt
hatte,lief ich zu einem Hügel.Jedesmal,wenn ich eine
Duftspur überquerte,mußte ich instinktiv anhalten,um
diese zu überprüfen. Mich durchströmten sofort alle
Informationen dieser Spuren.Länge ,benutzte
Häufigkeit,Richtung des Baus. Ich konnte mich aber immer
wieder davon befreien und lief,entgegen aller angeborenen
Instinkte,quer zu den Spuren.Richtung Hügel.
Nach unzähligen
Witterungskontakten mit den Soldaten erreichte ich
schließlich den zweithöchsten Punkt des Hügels.Nach
dem absichern auf fremde Biospuren fing ich sofort an
meine Umgebung zu beobachten.Was ich jetzt sah,verschlug
mir sofort den Atem. Ich konnte zum erstenmal den
Anfang und das Ende einer überfüllten Ameisenspur mit
einem einzigen Blick verfolgen.Es war faszinierend.Mein
angeborenes Verhalten wollte das auch gleich mit
Duftmolekülen in der Luft vergleichen,um das gesehene
noch mal mit meinen Rezeptoren abzugleichen.Aber aus
dieser Distanz heraus war das gesehene mit den
geschmeckten Düften nicht erklärbar.Also mußte es
etwas geben,was außerhalb meiner Sinneseindrücke liegt.
Ich fing an ,mir Fragen zu stellen..... Warum ist unsere
Kolonie gerade hier,warum bin ICH hier,warum habe ich
gerade das Glück eine Ameise zu
sein?Warum...warum..warum??Bei der Frage was sich wohl
hinter dem Hügel verbirgt,hielt ich inne und machte mich
gleich auf den Weg. //
Ich heiße Lothar,bin ein Mensch und man behauptet von
uns eine Fehlkon- struktion der Natur zu sein.Die meisten
meiner Art glauben an die Unfehlbarkeit ihrer Rasse,und
haben die Annahme,etwas intelligenteres gibt es nicht auf
dieser Welt.Im gleichen Atemzug tötet dieser Mensch aus
niederen Gründen,raubt der Natur die letzten Recourcen
und schneidet sich dadurch seinen eigenen Lebensnerv
durch.
Ich weiss nicht mehr genau ,wann es passiert ist und
wie,aber eines Nachts wachte ich schweißgebadet auf und
schaute durch mein Dachfenster in den Sternenhimmel.Ich
öffnete das Fenster und ein wohliger Geruch
durchströmte meinen ganzen Körper.So etwas hatte ich
noch nie erlebt.Ich hatte das Gefühl,ich rieche die
Nacht.Ich spürte den kommenden Sonnenaufgang,den
Zeitpunkt,die Intensität,die
Richtung.
An der Luftdruckveränderung erkannte ich die kommende
Wetterlage,und mir schien,als spürte ich die noch
schlafenden Menschen in meiner
Umgebung. Aber ich konnte das alles
nicht
begreifen.
Ich begann,nicht mehr über alles nachzudenken,sondern
überlies mich immer mehr meinen Gefühlen.Inzwischen lag
ich draußen im meinem Garten und schmeckte,fühlte und
roch alles in mir auf was ich kriegen
konnte.
Den Wecker ,der jetzt im Haus versuchte,mich zur Arbeit
zu schicken,nahm ich nur noch unbewußt wahr.Ich zog mich
an,um mich vor Witterungseinflüßen zu
schützen und aß etwas,um meinen Hunger zu stillen.Dann
verfiel ich in einen unerklärbaren Drang,die Stadt zu
verlassen um einen Duft zu folgen.
Meine Gefühlswelt empfand ich in diesem Moment als
befreiend und sorglos. Ich machte mir um nichts
Gedanken und folgte nur meinen
Instinkten.
Natürliche Feinde gab es nicht für den Menschen,also
gab es keinerlei Bedrohung für mich in meiner
aufgenommenen
Witterung.
Ich hatte nur ein Ziel,diese Duftspur zu folgen.Das
Magnetfeld und der Stand der Sonne zeigten mir die
Richtung in der Spur.Und so befand ich mich bald
außerhalb der
Stadt.-----------------------------------
Der Hügel hatte eine Höhe von ca.eineinhalb mittlerer
Versorgungsstraßen unserer Vorstellung.Ein
Weg,der für mich nicht sonderlich anstrengend war.Der
Ausblick den ich von hier hatte war phantastisch.Vor mir
tat sich ein Tal mit seltsamen Bauten und Formen
auf.Diese Bauten waren alle so wunderschön symmetrisch
und nichts im Vergleich zu unseren einfältigen
Hügeln.Auch die Verbindungswege zu den unterschiedlichen
Bauten waren rechtwinklig oder mit sauberen Kurven.Ich
fragte mich,welche Ameisenart so etwas bauen konnte.Auf
deren Futterstraßen herrschte reger Betrieb.Die Arbeiter
waren sehr vielfältig in ihrem Aussehen und ihrer
Größe.Es war so faszinierend,das ich mich erst mal
setzen mußte.Ich konnte sogar sehen,wie deren
punktförmige Fühler oftmals die Farben
wechselten,aufblinkten und wieder verloschen.Wieder
hämmerten Fragen über Fragen in mein noch junges
Bewußtsein.Wo ist dort die Königin?Was befindet sich
hinter der Kolonie?Ist dort die Welt zu Ende?Während ich
mir diese Fragen stellte,tauchten immer wieder einzelne
Späher meiner Art auf um nach neuen Futterquellen zu
suchen.In meiner Euphorie stellte ich mich einer in den
Weg und signalisierte ihr was ich entdeckt
hatte. Schau hin,die Welt ist riesig
und phantastisch. Was meinst du,gibt es noch
etwas hinter dieser riesigen
Kolonie? Es gab keine
Reaktion,sie richtete noch nicht ein mal die Fühler
danach.Ich gab auf,und sie setzte suchend ihren Weg
fort.Ich war maßlos enttäuscht.Warum sieht das
keiner?Sowas kann man doch nicht ignorieren.Dann nahm ich
mir vor,es später meiner Königin zu
berichten.Plötzlich sah ich,daß einer dieser
sonderbaren bunten Ameisen,oder was auch immer,die
Futterstraße verließ und sich direkt in Richtung meines
Hügels bewegte.Ich erschrak,diese Art wurde immer
größer je näher es kam und es machte mir Angst. Haben
die mich entdeckt?Ist das einer ihrer Soldaten der mich
töten soll? Ich war gelähmt und fasziniert
zugleich.
///
Auf meinem Weg der mich aus der Stadt führte,fing ich an
mich innerlich immer mehr zu verändern.Mein
Wahrnehmungsvermögen fing an sich fließend zu
verändern.Die gesehenen Formen verwandelten sich in
bunte schimmernde Objekte mit einer schillernde
Ausstrahlung in allen Regenbogenfarben.Ich konnte
Infrarotstrahlung wahrnehmen als wenn ich früher nie
anders gesehen hätte.Ich sah wie sich hinter Mauern die
Menschen bewegten.Sah hinter den wolkenverhangenen Himmel
die Vögel ziehen und Kleintiere in ihren Verstecken.Mein
Geruchssinn verdreifachte sich,so empfand ich
Fäkaliengeruch nicht mehr länger als unangenehm sondern
als Informationen des Erzeugers.Wie sich mein Geruchsinn
veränderte,so stieg auch der Drang in mir zu einem mir
unbekannten Ziel zu gelangen.Es wurde langsam dunkler und
der Geruch wurde immer stärker.Ich bog von der
vielbefahrenen Hauptstraße ab auf einen mit Schotter
belegten Wiesenweg.Der Weg führte zu einer kleinen
Anhöhe,es roch immer stärker nach Verbranntem,wie nach
einem Blitzschlag.Ich spürte das hier vor kurzer Zeit
eine Tragödie stattgefunden haben
muß.
Es war inzwischen dunkel geworden und ich setzte mich auf
einen kleinen Hügel.Diesmal hatte die Nacht mich nicht
blind gemacht.Meine neue Sichtweise ließ mich alles klar
erkennen.Am Himmel über mir schienen die Sterne noch
kräftiger zu
leuchten.
Ich sah gespannt auf das treiben einer Ameisenkolonie und
spürte die Hektik, die geballte Lebenskraft.In meiner
Nähe sah ich eine einzelne Ameise die von ihrer
farblichen Aura ganz anders aussah als deren hektische
Verwandte in der Kolonie.Auch ihr Verhalten war
anders,sie schien mich anzusehen und genau zu
beobachten.Ich beugte mich runter,um sie genauer zu
studieren.Da wußte ich ,das sie etwas besonderes war.In
meinem Unterbewußtsein formten sich fremde Laute,die ich
aber sofort verstand und es mußte von der Ameise
kommen.
Es kam zu einem Dialog:
Was für eine Art bist
Du?
Mensch
Spürst Du daß Ich Angst
habe?
Ja,aber mach Dir keine Sorgen
Lothar?
LOTHAR???
ELKE!!
Das kann nicht sein....das ist doch schon so lange
her.
Ich hab schon nicht mehr daran geglaubt,seit
unserem letzten Wiedersehen ist eine Ewigkeit vergangen
und jetzt treffen wir uns als..........ach egal.
Ich bin so
glücklich Dich wieder zu
empfinden.
Ja Ich auch
Lothar?
Ja mein Liebes?"
"Ich spühre
Erinnerungen und mir wird warm und angenehm .
Ja Elke,ich fühle es auch .
Lothar?
Ja
Weißt Du jetzt
warum ich gehen musste,wo das Ende der Welt ist und was
der Sinn des ganzen
ist??
Nein,leider nein mein über alles geliebtes
Wesen
Aber ich weiß,das unsere drei Sterne im Sternbild
Orion noch da
sind.
Schau..........leuchten sie nicht
wunderbar?
Ja mein
Schatz,
laß uns dankbar sein,daß wir uns in den vielen hundert
Jahren immer wieder sehen dürfen.
Eine Welle im Ocean ist
wie ein Hauch im
Wind.
Dein Traum ist ein Gedanke von mir,Wer wir auch
sind.
Bist Du nicht da.........dann such ich
Dich
Bist Du da.........dann schau ich nach
Dir
Bist Du ganz nah........dann fühl ich Dich und bin
glücklich.
Unsere Gedanken
verschmelzten sich zu einer liebevollen Einheit.
Sie war Zeitlos aber nicht
Unendlich.....................
Lothar?
Ich,
ich......
ich glaub es wird jetzt wieder Zeit.
Neiiiiiiiiiiiiiin,bitte
nicht,
bleib!!
Der Drang zu meinem
Volk zurückzugehen wird immer
stärker.
Lothar ich liebe Dich!
Elke
neiiiiiiiiin!!!....................
Lothar sei stark,wir
sehen uns doch
wieder
Ich spür,......ich fühl......ich
muß.......Ich°^´``°*#´^°°°°°°°°°°°°°°°°^^^^
VERLASS mich
nicht........Oh Gott........!!
Eine Ameise läuft suchend
umher,ihr Instinkt sucht nach Futterquellen.Sie schien
nichts interressantes gefunden zu haben und lief ziellos
den Hang hinunter.Doch einmal hielt sie inne und schaute
zu mir zurück.Ich spürte das noch kurz aufflammende
Bewußtsein,welches dann wie eine Kerze langsam
erlosch.
Sie drehte sich endgültig um und verschwand in der
riesigen Masse ihres
Volkes.
Der einsetzende Regen wusch meine Tränen ab.Es fiel mir
schwer nach Hause zu gehen,doch ich wußte,in einem
späteren Leben würden wir uns wiedersehen Dann wachte
ich auf und meine Elke nahm mich in den Arm und sagte mit
zitternder
Stimme:
Gut das es dich gibt und das Du da
bist
ENDE
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